Theolympia 2023/24
4. Olympiade im Katholischen Religionsunterricht
THEMA
„HOC EST ENIM CORPUS MEUM“ – Das ist mein Leib (Mt 26, 26b)
Diese Worte Jesu markieren seit 2000 Jahren den Höhepunkt der christlichen Mahlfeier. Aber was bedeuten sie eigentlich – heute, konkret, für mich? In der Auseinandersetzung mit dem auch aktuell brennenden Thema „Körper und Leiblichkeit“ lassen sich viele, teils widersprüchliche Momente beobachten und zahlreiche Fragen stellen.
Das ist mein Leib: Habe ich einen Körper oder bin ich mein Körper?
Das ist mein/dein Leib: Was bedeutet es, ein sinnliches Wesen zu sein, das mit seinem Körper Welt erfährt?
Das ist mein Leib: Welche Rolle spielen der Blick und die Erwartung der Anderen in meinem Körperempfinden? Heute wird der Körper bis in religiöse, kulthafte Höhen verehrt, optimiert, trainiert und gestylt, im Virtuellen immer stärker inszeniert.
Das ist mein Leib: Welche Bedeutung kommt dem Körper als soziale Kommunikations- und Ausdrucksform zu?
Auch das Christentum kennt eine lebendige Auseinandersetzung um die Bedeutung konkreter Körperlichkeit und Leiblichkeit. Gegen kulturelle und philosophische Einflüsse der Umwelt, für welche nur die geistige Dimension religiös relevant war, das Leibliche aber keine Bedeutung hatte, verteidigten die ersten Theolog:innen die Leibfreundlichkeit der christlichen Religion.
Der Mensch ist dem biblischen Zeugnis nach in seiner Ganzheit, mit Seele und Körper, als verletzliches und vergängliches Wesen, von Gott geschaffen und gewollt. Der Körper ist heilig, nicht nur vorübergehendes Vehikel der Seele, sondern nicht wegzudenkende Dimension des Menschseins. Auch der Leib wird erlöst und auferstehen. Die Hochschätzung der Leiblichkeit des Menschen gipfelt in der zentralen Glaubensaussage der Menschwerdung Gottes: Gott nimmt in Christus einen menschlichen Körper an, wird selbst ganz Mensch, um dem Menschen nahe zu sein, ihn zu berühren und von ihm berührt zu werden.
ZITATE
Aus den folgenden Zitaten ist eines als Impuls für den Essay oder die Fotografie zu wählen:
- „Ein jeder sollte seinen Körper als ein kostbares Geschenk von jemandem betrachten, den er über alles liebt, als ein wunderbares Kunstwerk von unbeschreiblicher Schönheit und geheimnisvoll jenseits allen menschlichen Begreifens und als so zerbrechlich, dass ein Wort, ein Atemzug, ein Blick, ja sogar ein Gedanke ihn verletzen kann.“ (Nikola Tesla)
- „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut…“ (Joh 1, 14)
- „‚There’s nothing wrong with loving who you are‘, she said, / ‚Cause He made you perfect, babe./ So hold your head up, girl, and you’ll go far./ Listen to me when I say: I’m beautiful in my way. /Cause God makes no mistakes.'“ (Lady Gaga)
- „Es gibt nur einen Tempel in der Welt, und das ist der menschliche Körper. Nichts ist heiliger als diese hohe Gestalt. […] Man berührt den Himmel, wenn man einen Menschenleib betastet.“ (Novalis)
Hinführende Fragen für den Essay könnten sein:
- Welche Impulse und Anregungen lassen sich aus einem christlichen Zugang zum Thema „Körperlichkeit“ für heutige Fragestellungen gewinnen?
- Wie kann aus christlicher Perspektive den Fragen „Bin ich schön, bin ich stark oder bin ich schlank genug?“ begegnet werden?
- Warum spielt der Körper in der rituellen Glaubenspraxis, z.B. in Gebet und Liturgie, eine so große Rolle?
- Was bedeutet Körperlichkeit im Zeitalter der Virtualität und Künstlichen Intelligenz?
- Welche Rolle kommt dem Körper als soziale Ausdrucks- und politische Protestform zu?
Die Fragen sollen nur als Hilfestellung zur besseren Erfassung des Themas dienen. Sie müssen im Essay nicht zwingend bearbeitet oder beantwortet werden. Bezugspunkt des Essays ist das gewählte Zitat.
Impulstext „Körper und Leib“
Hinführende Fragen für das Fotografieren könnten sein?
- Wie lassen sich die Transformationen und auch die Widersprüche, die im heutigen gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema „Körper“ zu finden sind, bildlich darstellen?
- Die Körpersprache des Menschen ist vielfältig und reicht von der einfachen Mimik und Gestik bis hin zu Tanz und Protest. Wie kann dies bildhaft zum Ausdruck gebracht werden?
- Aus christlicher Perspektive ist der Körper/ Leib des Menschen heilig. Wo und wie zeigt sich dieser Stellenwert des Körpers heute?
- Welche neuen Bilder vom menschlichen Körper formieren sich aktuell durch die dynamische Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in veränderter Weise?
- Wie kann eine Ästhetik der Unvollkommenheit und Verletzlichkeit Fotografien offen halten für Gotteserfahrungen?
Impulstext „Wie ein gutes Foto entsteht“
TEILNAHME
Zur Teilnahme eingeladen sind Schüler:innen der 5. bis 9. Klasse aller höheren Schulen (9. bis 13. Schulstufe), die den katholischen Religionsunterricht besuchen und ein besonderes Interesse an der literarischen oder künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftsbezogenen theologischen Fragestellungen haben.
FORMALIA
ESSAY: Erbeten wird ein Essay in einer Länge von mindestens 4.000 und maximal 12.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen) in folgender Formatierung: Times New Roman, 1,5 Zeilenabstand, übliche Zeilenränder, keine Fuß- oder Kopfzeilen im PDF-Format. Auf weitere Formatierungen ist unbedingt zu verzichten! Vorgegeben werden ein Jahresthema sowie vier Zitate, die bestimmte Aspekte des Generalthemas ansprechen und als Impuls für den Essay dienen sollen. Es soll eines der Zitate gewählt werden, auf das im Essay Bezug genommen wird. Zusätzlich zu einem originellen und aussagekräftigen Titel soll das ausgewählte Zitat am Beginn des Essays wiedergegeben werden. Der Essay selbst darf keinen Hinweis auf den Verfasser oder die Verfasserin enthalten. Autorenteams sind nicht zugelassen.
FOTOGRAFIE: Erbeten wird maximal 1 Foto im JPEG-Format, das digital auf der Homepage eingereicht und mit einem originellen, aussagekräftigen Titel versehen werden soll. Vorgegeben werden ein Jahresthema sowie vier Zitate, die bestimmte Aspekte des Generalthemas ansprechen und als Impuls für das Foto dienen sollen. Es soll eines der Zitate gewählt werden, auf das in der Fotografie Bezug genommen wird. Die Dateigröße darf bei der digitalen Einreichung maximal 5MB betragen. Gewinnerinnen und Gewinner werden angeschrieben und um eine höhere Auflösung für einen professionellen Druck gebeten. Gruppenarbeiten (bis max. 4 Personen) werden zugelassen, müssen aber von einer Person eingereicht werden und werden organisatorisch als Einzeleinreichung behandelt. Eine Einladung der Gruppenmitglieder zur Preisverleihung erfolgt im Rahmen der Möglichkeiten.
ABLAUF
ESSAY: Der Essay kann zu Hause oder in der Schule verfasst werden. Religionslehrerinnen und Religionslehrer können hinführende Hilfestellung bezüglich Thema und Textsorte geben, werden aber gebeten, schon aufgrund des Gleichbehandlungsprinzips nicht inhaltlich oder grammatikalisch in den Essay einzugreifen.
Beiträge können ab 7. Jänner und bis spätestens 28. Jänner 2024 im PDF Format auf der Homepage von Theolympia (www.theolompia.at) hochgeladen werden. Die Details zum Hochladen und zur Anmeldung sind auf der Homepage angegeben.
Die Begutachtung der Essays erfolgt in einer ersten Runde durch eine Fachjury auf diözesaner Ebene. Die besten Beiträge aus den Diözesen nehmen an der Finalrunde von Theolympia teil. Bis zum 23. April 2024 erfolgt die Bekanntgabe der Ergebnisse auf der Homepage und Verständigung der Preisträgerinnen und Preisträger, die durch eine Bundesjury ermittelt werden.
Am 27. Mai werden die Preisträgerinnen und Preisträger im Rahmen einer Festveranstaltung im Erzbischöflichen Palais der Erzdiözese Wien ausgezeichnet. Die Fahrtkosten der Preisträgerinnen und Preisträger werden erstattet.
FOTOGRAFIE: Fotografien können ebenfalls ab 7. Jänner und bis spätestens 28. Januar 2024 auf der Homepage von Theolympia (www.theolympia.at) hochgeladen werden. Die Details zum Hochladen und zur Anmeldung sind auf der Homepage angegeben.
Die Begutachtung der Fotografien erfolgt durch eine Fachjury von Theolympia. Bis zum 23. April 2024 werden die Preisträger:innen und Finalist:innen des Fotowettbewerbs auf der Homepage bekannt gegeben und verständigt. Am 27. Mai 2024 werden die Preisträger:innen im Rahmen einer Festveranstaltung im Erzbischöflichen Palais der Erzdiözese Wien ausgezeichnet. Die Fahrtkosten der Preisträgerinnen und Preisträger werden erstattet.
BEWERTUNG
ESSAY: Eingereichte Essays werden von einer Fachjury aus Wissenschaft, Bildung und Journalistik begutachtet. Die Beiträge liegen der Jury anonymisiert vor und werden nach dem 4-Augen-Prinzip gesichtet. Alter und Schulstufe des Autors oder der Autorin werden von der Jury berücksichtigt. Bewertet und gewichtet werden:
- Themenbezug
- Originalität
- Kohärenz
- Argumentative Überzeugungskraft
- Reflexives Verständnis und Durchdringung des Themas
FOTOGRAFIE: Eingereichte Fotografien werden von einer Fachjury aus Wissenschaft, Kunst und Journalistik begutachtet. Die Fotografien liegen der Jury anonymisiert vor und werden nach dem 4-Augen-Prinzip gesichtet. Bewertet und gewichtet werden:
- Fotografisches Schauen und Sehen
- Bezug zum und Erfassung des Themas
- Originalität der Motivwahl (Sujet)
- Bildkomposition (Kontrast und Tonwerte, Linien, Formen, Muster, Balance, Rhythmus, Struktur, Beziehungen, Bildausschnitt, Licht, Farbe)
- Bildsprache und fotografischer Ausdruck
PREISE
Prämiert werden die ersten drei Plätze in beiden Disziplinen des Wettbewerbs. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten Geldpreise und Büchergutscheine:
1. Preis: 350 Euro + Büchergutschein
2. Preis: 200 Euro + Büchergutschein
3. Preis: Büchergutschein
Die prämierten Beiträge werden veröffentlicht.
HINWEISE ZUM VERFASSEN EINES ESSAYS
Der Essay ist formal eine sehr freie Textsorte. Er bietet eine überzeugende argumentative Auseinandersetzung mit einem Thema, bedient sich dabei aber im Unterschied zum reinen Sachtext auch journalistischer Stilmittel. Er kennt keine direkte Anrede des Lesers/ der Leserin, kann aber auch subjektiv sein, polemische Elemente enthalten und seine Position durch Beispiele veranschaulichen. Zentrales Anliegen des Essays ist weniger die Wissensvermittlung als die Überzeugung des Lesers/ der Leserin durch eine klare, originell dargelegte These.
APHORISTISCHE HINWEISE ZUM FOTOGRAFIEREN
„Persönlich denke ich nicht an die Photographie, was mich beschäftigt, ist das Leben.“
„Die einzige Kunst liegt in der Menschlichkeit des eigenen Denkens, dem eigenen Blick und dem Zufall…“
„Die meisten Bilder gehen über das eigene Verständnis im Moment der Aufnahme hinaus…“
„Das Sujet erhält nur Gewicht und das Photo Kraft, wenn man sich selbst vergessen kann. Nur durch diese Haltung kann man etwas Sensibles berühren.“
„Photographie ist ein unmittelbarer Vorgang der Sinne und des Geistes, die ins Visuelle übertragene Welt, gleichzeitig Suche und fortwährende Befragung. Im selben Augenblick einen Sachverhalt erkennen und die visuell wahrgenommenen Formen, die diesen Sachverhalt ausdrücken und darstellen, streng organisieren, das ist Photographie.“
„Die Photographie ist für mich der spontane Impuls in der fortwährenden Aufmerksamkeit des Auges, das den Augenblick und seine Ewigkeit erfasst.“
Zitate aus:
Henri Cartier-Bresson. Der Schnappschuss und sein Meister, München 2008.
Henri Cartier-Bresson. Man redet immer zu viel. Gespräche über das Leben, die Kunst und die Photographie 1951-1998, München 2020.