Die SiegerInnen der allerersten Olympiade im katholischen Religionsunterricht stehen fest: Zwei Schülerinnen und ein Schüler aus Wien überzeugten die fachkundige Jury mit ihren Essays zum Verhältnis von Glaube und Vernunft. Mit insgesamt 118 eingereichten Beiträgen war THEOLYMPIA ein überraschend großer Erfolg.

Aufnahme vom geteilten Bildschirm — zu sehen sind die drei Siegerinnen von Theolympia 2020/21 sowie Initiatorin Marie-Theres IgrecInitiiert hat die Religionsolympiade THEOLMYPIA das Interdiözesane Amt für Unterricht und Erziehung (IDA). Der Essaywettbewerb im Rahmen des katholischen Religionsunterrichts wurde im aktuellen Schuljahr in fünf Diözesen ausgeschrieben: Teilnehmen konnten Schülerinnen und Schüler des katholischen Religionsunterrichtes der 10. bis 13. Schulstufe aus den Diözesen Wien, St. Pölten, Linz, Graz und Salzburg; insgesamt gab es 118 Einreichung zum Verhältnis von Glaube und Vernunft. Siegerin ist Teresa Dujmovits (17), Maturantin am Wiedner Karl Popper Gymnasium. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Sophie Lehner (15) und Benjamin Puganigg (16), beide vom Gymnasium Haizingergasse in Wien Währing.

„Wir freuen uns sehr über das rege Interesse an dem Wettbewerb, der dieses Jahr das erste Mal — und das unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Krise — stattgefunden hat. Wir hatten mit 20 Einreichungen gerechnet und auf 30 gehofft. Eingelangt sind 118 Beiträge aus allen teilnehmenden Diözesen. Die Qualität und Vielfalt der Beiträge, die von Schülerinnen und Schülern aller Schultypen im höheren Bereich stammen, sind ein schöner Beleg für den hohen intellektuellen Anspruch des Religionsunterrichts in ganz Österreich“, freute sich Andrea Pinz, Leitern des IDA.

Anonymisiertes Auswahlverfahren

Aus den insgesamt 118 Einreichungen wählte die Jury zunächst 15 FinalistInnen aus. In einer intensiven Begutachtung der Finalrunde wurden schließlich die drei GewinnerInnen ermittelt. Das gesamte Auswahlverfahren erfolgte streng anonym.

Sehr angetan von der Reflektiertheit und Ausdrucksfähigkeit der jungen Menschen zeigte sich Doris Helmberger-Fleckl, Chefredakteurin der Zeitschrift DIE FURCHE und Mitglied der Jury. „Besonders beeindruckt haben mich Essays, in denen in die Auseinandersetzung mit dem Thema, das zweifellos zu den herausforderndsten in Theologie und Philosophie zählt, auch die persönliche Perspektive, der Erfahrungshorizont der Schülerinnen und Schüler eingeflossen ist.“ Auch Hans Schelkshorn, Ordinarius für Christliche Philosophie an der Universität Wien und ebenfalls Mitglied der Jury, zeigte sich vom Ergebnis sehr angetan: „Ich war im positiven Sinne wirklich sehr überrascht vom hohen Niveau der Einreichungen. Viele Essays zeigten einen sehr differenzierten Umgang mit der schwierigen Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft.“

Verhältnis Glaube – Vernunft als „Schlüsselfrage der Theologie“

Generalthema des diesjährigen Wettbewerbs war die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft. Was ist Glaube, was ist Vernunft? Sind Glaube und Wissen Gegensätze? Muss ich anderen meinen Glauben vernünftig erklären können oder ist Glaube immer mehr, als Vernunft und Sprache
fassen können? Gehört zum Glauben auch das Fragen und sogar das Zweifeln? Wie gehe ich um mit Glaubensfragen, die mir widersprüchlich oder unlösbar scheinen? Diese Fragen sowie Zitate von Galileo Galilei, dem tschechischen Theologen und Religionsphilosophen Thomas Halik, der evangelischen Theologin Dorothee Sölle sowie aus der Bibel wurden den Schülerinnen und Schülern als Rahmen mitgegeben.

Aktuelle Themenbezüge der Beiträge

Wie hochaktuell das Thema ist, beweist etwa der Siegerbeitrag von Teresa Dujmovits, Maturantin am Wiedner Karl Popper Gymnasium, die in ihrer Auseinandersetzung mit der Fragestellung auf die in Pandamiezeiten florierenden Verschwörungstheorien einging. Als „überaus belesen und doch sehr gut zu lesen“ empfand Juror Christoph Baumgartinger von der Pädagogischen Hochschule Linz den Beitrag der Zweitplatzierten Sophie Lehner, die über das spannungsreiche Geschwisterverhältnis von Glaube und Vernunft schrieb. Benjamin Puganigg schließlich überzeugte die Jury, zu der auch Jakob Deibl und Karin Peter von der Katholischen Fakultät der Universität Wien sowie Peter Weinstich, Fachinspektor für Katholische Religion, zählen, durch die persönliche Perspektive und den Erfahrungsbezug seines Essays, den er mit selbst geführten Interviews belegte.

Prämiert werden die SiegerInnen mit Geldpreisen und Buchgutscheinen, eine abschließende Veranstaltung ist in Form einer Podiumsdiskussion mit Jurymitgliedern und kirchlichen Vertretern geplant. Außerdem sollen Kurzvideos der 15 FinalistInnen auf den Social-Media-Plattformen der Zeitschrift DIE FURCHE erscheinen. Für die kommenden Jahre schmieden die Organisatoren von Theolympia, Marie-Theres Igrec vom Wiener Schulamt und Lucas Semmelmeyer, Religionspädagoge am Bundesgymnasium Billrothstraße, bereits zahlreiche Ideen für Erweiterungen des Wettbewerbs. In Überlegung sind etwa eigene Vorbereitungskurse oder Vorwettbewerbe in den teilnehmenden Diözesen, die in einen Finalwettbewerb in Form eines bundesweiten Kongresses münden könnten.