Mit einem Festakt im Erzbischöflichen Palais fand gestern Abend in Wien die erste Olympiade im katholischen Religionsunterricht ihren feierlichen Abschluss. Die drei SiegerInnen sowie weitere 12 FinalistInnen wurden mit Geldpreisen und Buchgutscheinen prämiert. Der Wettbewerb wurde vom Interdiözesanen Amt für Unterricht und Erziehung (IDA) im Schuljahr 2020/21 in insgesamt fünf österreichischen Diözesen ausgeschrieben.

Die geschäftsführende Leiterin des IDA Andrea Pinz begrüßte die Gäste im Festsaal des erzbischöflichen Palais — darunter auch hochrangige Vertreter der Kirche, der Universität und Hochschule sowie dem Bildungsministerium — und verwies auf das Erfolgsmodell Religionsunterricht:

„2021 besuchen 600.000 SchülerInnen in Österreich den katholischen Religionsunterricht, mehr als 6.000 ReligionslehrerInen sind im Einsatz. Religionsunterricht ist kein Auslaufmodell, davon bin ich überzeugt“, erklärte sie. Der Religionsunterricht mache die SchülerInnen „mit ihrem konkreten Leben, ihren Fragen, Sorgen und Ängsten, Freuden und Hoffnungen zum entscheidenden Teil des Religionsunterrichts. Darum ist er zeitgemäß, darum ist er Teil der allgemeinen Bildung, darum ist er wichtig und anerkannt im Kanon der Unterrichtsgegenstände“, so Andrea Pinz weiter.

Bischof Krautwaschl: „Engagement zeigt Wert des Religionsunterrichts“

Wilhelm Krautwaschl, Referatsbischof für Schule und Bildung schickte Grußworte und gratulierte den 15 FinalistInnen. Deren Gedanken seien ein Beleg dafür, „wie wichtig es für unsere Gesellschaft und für die Kirche ist, auf junge Menschen zu hören“, so der Bischof. Das Engagement der Teilnehmerinnen zeige, welchen Wert der katholische Religionsunterricht „für unsere Gesellschaft hat und wie weit er über das Beschäftigen allein mit dem Glauben hinausgeht, indem er auch philosophische und ethische Aspekte abdeckt.“

Essays zum Verhältnis von Glaube und Vernunft

Siegerin der Religionsolympiade im Schuljahr 2020/21 wurde Teresa Dujmovits (17), Maturantin am Wiedner Karl Popper Gymnasium. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Sophie Lehner (15) und Benjamin Puganigg (16), beide vom Gymnasium Haizingergasse in Wien Währing. Prämiert wurden die SiegerInnen sowie weitere 12 FinalistInnen mit Geldpreisen und Buchgutscheinen. Generalthema des diesjährigen Wettbewerbs war die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft. Sind Glaube und Wissen Gegensätze? Gehört zum Glauben auch das Zweifeln? Wie gehe ich um mit Glaubensfragen, die mir widersprüchlich oder unlösbar scheinen? Fragen wie diese sowie verschiedene Zitate aus Theologie und Philosophie waren als Rahmen gegeben.

Podiumsdiskussion: Religionsunterricht und Ethikunterricht im Fokus

Die anschließende Podiumsdiskussion, moderiert von Doris Helmberger, Jurymitglied und Chefredakteurin der Wochenzeitung DIE FURCHE, stellte den Religionsunterricht in den Fokus. Isabella Seebauer, Religionslehrerin der diesjährigen Theolympia-Siegerin Teresa Dujmovits,
sah die Aufgabe des Religionsunterrichts vor allem darin, in die Lebenswelt der SchülerInnen einzutauchen und diese mit all ihren Fragen dort „abzuholen, wo sie stehen“. Dabei sei es spannend, so die Religionspädagogin, je nach Fragestellung beide, den religiösen und den naturwissenschaftlichen Kontext zu berücksichtigen oder zu kombinieren.

Generalvikar Nikolaus Krasa verwies auf die „ganz normale Erfahrung“: „Glaube und Vernunft gehören beide zum Menschen, zum Menschsein dazu“, erklärte er. Den besonderen Wert des Religionsunterrichts begründete der Theologe unter anderem mit der klaren und transparenten Deklarierung von Unterricht und Lehrperson. Beim Religionsunterricht sei das enthalten, was auf dem Etikett stehe, so Krasa in der Diskussionsrunde. Auch der Ethikunterricht sei letztlich immer weltanschaulich geprägt, zeigte sich Krasa überzeugt.

Theologe Deibl: Ethik als wichtiger Teil von Religion

Für Jakob Deibl von der Katholischen Theologischen Fakultät der Universität Wien wiederum ist jeder Vergleich von Religionsunterricht und Ethikunterricht „immer irgendwie schief“. Ethik sei traditionell ein Bereich der Philosophie, so der Theologe im Rahmen der Podiumsdiskussion. Deibl votierte eher für eine Aufwertung des Philosophieunterrichts in den Schulen. Er verwies gleichwohl auf die seit Kant klare Erkenntnis: „Um moralisch handeln zu können, muss man nicht an Gott glauben.“ Dies gelte es von Seiten der Religion anzuerkennen. Umgekehrt sollte der Religion zugestanden werden, dass Ethik ein wichtiger Teil ihrer Lehre sei, argumentierte der Theologe. Religion, so Deibl weiter, formuliere auch autonome moralische Ansprüche, die gesellschaftlich relevant seien.

Einen Ausblick auf die nächste Runde von Theolympia gaben Projektleiterin Marie-Theres Igrec und Organisator Lucas Semmelmeyer, die gemeinsam den Festakt moderierten. So soll die Olympiade im katholischen Religionsunterricht kommendes Jahr um eine künstlerisch-kreative Disziplin erweitert werden. Schwungvoll umrahmt wurde der Festakt von einem Musikertrio, das auch ein eigens für die Veranstaltung komponiertes Stück zum Besten gab.