Theolympia 2025/26
6. Olympiade im Katholischen Religionsunterricht
Dankbarkeit – Tugend oder Taktik?
In einer Welt voller Leistungsdruck, Konsum und Vergleichszwang hat Dankbarkeit keinen selbstverständlichen Platz. Und doch gilt sie in vielen Religionen und spirituellen Traditionen als Quelle innerer Kraft und als Weg zu einem gelingenden Leben.
„Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus.“ 1 Thess 5,18
Die Frage, was ein glückliches Leben ausmacht, lässt ganz unterschiedliche Antworten zu. Wer glaubt, alles selbst im Griff zu haben und niemandem etwas zu verdanken, kann leicht an der Realität scheitern. Denn das Leben entzieht sich unserer vollständigen Kontrolle. Es ist Geschenk, nicht Verdienst. Wer mit einem dankbaren Blick auf die Welt schaut, entdeckt oft mehr Grund zur Zufriedenheit und erlebt tiefere Freude.
Dankbarkeit ist eine christliche Tugend und Ausdruck einer lebendigen Gottesbeziehung. Doch es gibt auch kritische Stimmen: Wird Dankbarkeit manchmal nicht auch eingefordert, wo eigentlich Kritik, Trauer oder Wut berechtigt wären? Wer immer nur „Danke“ sagt, läuft Gefahr, Ungerechtigkeiten zu übersehen oder sich still mit den Verhältnissen abzufinden. Zudem kann ein Dank als taktisches Kalkül inszeniert oder missbraucht werden, um ein eigennütziges Ziel zu erreichen.
Eine dankbare Grundhaltung ist aber keine naive Weltflucht, sondern eine bewusste Haltung: Gottes Wirken wahrzunehmen, auch mitten im Schmerz. Kritik und Klage haben ihren Platz, doch Dankbarkeit kann helfen, das Gute nicht aus dem Blick zu verlieren. Der Ausruf „Gott sei Dank“ ist mehr als eine Floskel, er drückt eine Lebenshaltung aus. Der Mensch erkennt sich als Beschenkter: Das Leben wird nicht „gemacht“, sondern empfangen. In vielen Psalmen, im Vaterunser und in der Eucharistie stehen Dank und Bitte im Zentrum des Betens und bilden so das Herz einer glaubenden Existenz.
Aus den folgenden Zitaten ist eines als Impuls für den Essay oder die Fotografie zu wählen.
ZITATE
- „Der Glaube, wir könnten oder müssten unser Glück verdienen, ist eine Quelle des Unglücks. Wenn wir vernachlässigen, uns in Dankbarkeit zu üben, werden wir bald glücksunfähig sein. Denn ein Mangel an Dankbarkeit ist der Graue Star des Herzens: Er trübt die Augen des inneren Menschen, sodass wir – lebensblind – das Gute nicht länger sehen.“ Martin Schleske
- „Das Schwerste für den, der an Gott nicht glaubt: dass er niemanden hat, dem er danken kann.“ Elias Canetti
- „Sie (die Dankbarkeit) ist vielmehr ein revolutionärer Impuls, die auch bedeutet, einfach und genügsam zu leben. Wer schon für das Erste dankbar ist, greift nicht gleich nach dem Zweiten. Dankbar zu sein kann somit unserer Gesundheit helfen, wenn wir etwa dankbar essen und trinken, und unsere Konsumgesellschaft revolutionieren, wenn wir dankbar sind mit dem, was wir haben.“ Bruder David Steindl-Rast
- „Wenn das einzige Gebet, das du während deines ganzen Lebens sprichst, ‚Danke‘ heißt, würde das genügen.“ Meister Eckhart
- „Wenn eure Augen in Dankbarkeit auf das schauen, was euch gegeben ist, dann wird automatisch die Freude in eure Herzen einziehen. Dankbarkeit und Freude sind Zwillingsschwestern – die eine bringt immer die andere mit sich.“ Karoline Mayer
TEILNAHME
Zur Teilnahme eingeladen sind Schülerinnen und Schüler der höheren Schulen von der 9. bis 13. Schulstufe, die den katholischen Religionsunterricht besuchen und ein besonderes Interesse an der literarischen oder künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftsbezogenen theologischen Fragestellungen haben.
FORMALIA
ESSAY:
Erbeten wird ein Essay in einer Länge von mindestens 4.000 und maximal 12.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen) in folgender Formatierung: Times New Roman, 1,5 Zeilenabstand, übliche Seitenränder, keine Fuß- oder Kopfzeilen, im PDF-Format.
Auf weitere Formatierungen ist unbedingt zu verzichten!
Vorgegeben sind ein Jahresthema sowie fünf Zitate, die bestimmte Aspekte des Generalthemas ansprechen und als Impuls für den Essay dienen. Es soll eines der Zitate gewählt werden, auf das im Essay Bezug genommen wird. Zusätzlich zu einem originellen und aussagekräftigen Titel soll das ausgewählte Zitat am Beginn des Essays wiedergegeben werden. Der Essay selbst darf keinen Hinweis auf die Verfasserin oder den Verfasser enthalten. Autorenteams sind nicht zugelassen.
FOTOGRAFIE:
Erbeten wird maximal 1 Foto im JPEG-Format, das digital auf der Homepage eingereicht und mit einem originellen, aussagekräftigen Titel versehen werden soll. Vorgegeben sind ein Jahresthema sowie fünf Zitate, die bestimmte Aspekte des Generalthemas ansprechen und als Impuls für das Foto dienen. Es soll eines der Zitate gewählt werden, auf das in der Fotografie Bezug genommen wird. Die Dateigröße darf bei der digitalen Einreichung maximal 5MB betragen.
Mit der eingereichten Fotografie ist ein kurzer Begleittext (max. 150 Wörter) zum Entstehungsprozess des Fotos mitzuliefern. Einreichungen, die augenscheinlich zur Gänze KI-generiert sind, werden zum Bewerb nicht zugelassen. KI-generierte Teile des Fotos müssen im Begleittext explizit ausgewiesen werden. Gruppenarbeiten (bis max. 4 Personen) sind zugelassen, müssen aber von einer Person eingereicht werden und gelten organisatorisch als Einzeleinreichung. Eine Einladung der Gruppenmitglieder zur Preisverleihung erfolgt im Rahmen der Möglichkeiten.
HINWEISE ZUM VERFASSEN EINES ESSAYS
Der Essay ist formal eine sehr freie Textsorte. Er bietet eine überzeugende argumentative Auseinandersetzung mit einem Thema, bedient sich dabei aber im Unterschied zum reinen Sachtext auch rhetorischer Stilmittel. Er kennt keine direkte Anrede des Lesers/der Leserin, kann aber subjektiv sein, polemische Elemente enthalten und seine Position durch konkrete Beispiele aus dem Alltag veranschaulichen. Zentrales Anliegen des Essays ist weniger die Wissensvermittlung als die Überzeugung des Lesers/der Leserin durch eine klare, originell dargelegte These.
ABLAUF
KATEGORIE ESSAY:
Der Essay kann zu Hause oder in der Schule verfasst werden. Religionslehrerinnen und Religionslehrer können hinführende Hilfestellungen bezüglich Thema und Textsorte geben, werden aber gebeten, aufgrund des Gleichbehandlungsprinzips weder inhaltlich noch grammatikalisch in den Essay einzugreifen. Beiträge können ab 7. Jänner und bis spätestens 1. Februar 2026 im PDF-Format auf der Homepage von Theolympia hochgeladen werden. Die genaueren Details sind auf der Homepage angegeben. Die Begutachtung der Essays erfolgt in einer ersten Runde durch eine Fachjury auf diözesaner Ebene. Die besten Beiträge aus den Diözesen nehmen an der Finalrunde von Theolympia teil. Bis zum 21. April 2026 erfolgt die Bekanntgabe der Ergebnisse auf der Homepage und Verständigung der Preisträgerinnen und Preisträger, die durch eine Bundesjury ermittelt werden.
Am 28. Mai 2026 | 17:00 bis 20:00 Uhr werden die Preisträgerinnen und Preisträger im Rahmen einer Festveranstaltung im Minoritensaal in Graz ausgezeichnet.
KATEGORIE FOTOGRAFIE:
Fotografien können ebenfalls ab 7. Jänner und bis spätestens 1. Februar 2026 auf der Homepage von Theolympia hochgeladen werden. Die genaueren Details sind auf der Homepage angegeben. Die Begutachtung der Fotografien erfolgt durch eine bundesweite Fachjury von Theolympia. Bis zum 21. April 2026 werden die Preisträgerinnen und Preisträger des Fotowettbewerbs auf der Homepage bekannt gegeben und verständigt.
Am 28. Mai 2026 | 17:00 bis 20:00 Uhr werden die Preisträgerinnen und Preisträger im Rahmen einer Festveranstaltung im Minoritensaal in Graz ausgezeichnet.
BEWERTUNG
ESSAY:
Eingereichte Essays werden von einer Fachjury aus Wissenschaft, Bildung und Journalistik begutachtet. Die Beiträge liegen der Jury anonymisiert vor und werden nach dem 4-Augen-Prinzip gesichtet. Bewertet und gewichtet werden:
- Themenbezug
- Originalität
- Kohärenz
- Argumentative Überzeugungskraft
- Reflexives Verständnis und Durchdringung des Themas
FOTOGRAFIE:
Eingereichte Fotografien werden von einer Fachjury aus Wissenschaft, Kunst und Journalistik begutachtet. Die Fotografien liegen der Jury anonymisiert vor und werden nach dem 4-Augen-Prinzip gesichtet. Bewertet und gewichtet werden:
- Fotografisches Wahrnehmen und Sehen
- Bezug zum Thema und Erfassung des Themas
- Originalität der Motivwahl (Sujet)
- Bildkomposition (Kontrast und Tonwerte, Linien, Formen, Muster, Balance, Rhythmus, Struktur, Beziehungen, Bildausschnitt, Licht, Farbe)
- Bildsprache und fotografischer Ausdruck
PREISE
Prämiert werden die ersten drei Plätze in beiden Disziplinen des Wettbewerbs. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten folgende Geldpreise:
1. Preis: 350 Euro
2. Preis: 250 Euro
3. Preis: 150 Euro
Die prämierten Beiträge werden veröffentlicht.